Vorstellung des Projekts

 

Was ist Bio²Treat

Schaubild über den Projektablauf, wird im Text erklärt. Urheberrecht: © Copyright by Grünenthal

Bio²Treat ist ein Verbundprojekt komplementärer Partner der medizinischen Fakultät der RWTH Aachen und der Firma Grünenthal GmbH (GRT). Das Akronym Bio²Treat steht hierbei für: BIOmetrische und BIOlogische Daten für die Diagnose und TheRapiE bei SchmerzpATienten.

Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Diagnose und Therapie für Patientinnen und Patienten mit Small fiber neuropathy – kurz SFN. Diese chronische Schmerzerkrankung wird hauptsächlich durch eine Nervenschädigung verursacht und geht mit starken Schmerzen und großem persönlichen Leid einher. Ursache können z.B. Diabetes mellitus oder rheumatische Erkrankungen sein. Eine SFN ist schwer zu diagnostizieren, weil nur wenige objektivierbare Untersuchungsmethoden vorhanden sind. Der individuelle Krankheitsverlauf kann nur schwer prognostiziert werden, und der Therapieerfolg variiert sehr stark.

Bio²Treat setzt an dieser Stelle mit einem methodenübergreifenden Ansatz an und möchte einen Beitrag zur Verbesserung dieser Problematik leisten. Im Verlauf des Projekts soll eine Software entworfen und aufgebaut werden, mit deren Hilfe an Patientinnen und Patienten erhobene biometrische Daten mit den Ergebnissen einer biologischen Analyse von Patienten-eigenen Nervenzellen integriert werden können. Dadurch soll zukünftig eine bessere Therapieempfehlung ermöglicht werden.

 

Verlauf des Projekts

Das Verbundprojekt ist in vier Abschnitte aufgeteilt, die teilweise parallel von 2019 bis 2022 durchgeführt werden.

Im ersten Projektteil Bio²Watch werden die biometrischen Daten der Patienten und Patientinnen mit Hilfe der „Pain Watch“, einer Smartphone/Smartwatch-Kombination von Grünenthal, erhoben.

Die Smartwatch greift dabei beispielsweise auf folgende Daten zurück: Schrittzahl pro Tag, Herzrate und äußere Einflüsse wie Luftdruck und vorliegende Patientenreports über Schmerzempfinden, Stress und Stimmung.

Im zweiten Teil des Verbundsprojekts, Bio²Patient, werden die biometrischen Daten mit klinisch quantifizierbaren Untersuchungen kombiniert, wie zum Beispiel quantitativer sensorischer Testung, evozierten Schmerzpotentialen zur Messung der Schmerzbahn von der Haut ins Gehirn, und Ergebnissen aus Schmerzfragebogen zur Lebensqualität.

Drittens werden im Bio²Cell genannten Projektteil biologische Daten an patienten-eigenen sensorischen Nervenzellen erhoben. Dazu werden aus körpereigenen Zellen der Patientinnen und Patienten induzierte pluripotente Stammzellen, sogenannte iPS-Zellen hergestellt. Diese ermöglichen es Nervenzellen der Patientinnen und Patienten im Labor zu generieren und auf vermehrte Aktivität hin zu untersuchen. Die biometrischen Daten der individuellen Person werden nun so genutzt, dass mögliche auslösende Faktoren aus dem täglichen Leben der Patientinnen und Patienten im Labor mit Hilfe dieser Zellen nachgestellt werden können.

Die Bio²Integrate Software soll in der vierten und letzten Phase des Projekts Bio2Treat die biometrischen, zellulären und klinischen Daten der Person zusammenführen, durch neue Informationen lernfähig werden, und schließlich eine Therapieempfehlung ermöglichen. Die Bio²Integrate Software wird mit dem Ziel entwickelt, ein Screening-Tool zur Verfügung zu stellen, das erstmalig eine sichere Diagnose und erfolgreiche, auf die einzelne Person zugeschnittene Therapie ermöglichen könnte. Zudem soll die Bio²Integrate Software eine Prognose über die Entstehung und den Verlauf einer SFN-Schmerzerkrankung ermöglichen. Mit Hilfe der Bio²Integrate Software könnte der derzeitige Versorgungsstandard der SFN Patientinnen und Patienten erheblich verbessert werden.

  Schaubild über den Ablauf des Projekts Urheberrecht: © Copyright by Prof. Dr. Angelika Lampert

Biometrische Daten der Patientinnen und Patienten des Teilprojekts Bio²Watch werden mit klinischen Daten kombiniert. Aus einer Blutprobe werden patienteneigene Stammzellen hergestellt und zu Neuronen differenziert, die biologische Daten liefern. Alle Daten werden in der Bio²Integrate Software zusammengeführt, um eine fundierte Diagnose, Prognose und in Zukunft auch Therapie-Empfehlung für die Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten erstellen zu können.